Mikhael Aivanhov

24. Mai 2011 | Von | Kategorie: Fallbeispiele

Aivanhov Portrait

Die Überwindung öffentlicher Diffamierung
am Beispiel des bulgarischen Weisheitslehrers

Der inzwischen weltweit bekannte Philosoph und spirituelle Lehrer Mikhael Aivanhov kam 1937 aus seiner Heimat Bulgarien nach Frankreich, wo er in der Tradition des christlichen Gnostikers Peter Deunov (1864-1944) die Glaubensgemeinschaft „Fraternité Blanche Universelle („Universelle Weiße Bruderschaft“) gründete. Mit seinen Vorträgen, die stets die Entwicklung des Menschen zu mehr Spiritualität und zu einer umfassenderen Verantwortung gegenüber Umwelt, Mitmensch und Kosmos zum Thema hatten, gab Aivanhov ebenso wie Deunov tausenden Menschen Hoffnung und Inspiration zu einer bewussteren und ethischeren Lebensführung. Obwohl sein Werk aus Sicht der heutigen Zeit zum Teil als mystisch anzusehen ist, kommt darin ein lebendiger Entwicklungsgedanke in unmittelbarer Bemühung um den Mitmenschen zum Ausdruck. Über das Werk Deunovs äußerte bereits der Physiker Albert Einstein seine tiefe Wertschätzung mit den Worten: Die ganze Welt ehrt mich, doch ich verehre Peter Deunov von Bulgarien.

Nach der offiziellen Eintragung als Glaubensgemeinschaft und dem Erwerb eines großen Geländes in Sauvres (Paris), zu dessen neu errichtetem Zentrum Menschen aus der ganzen Welt strömten, wurde Aivanhov zunehmend zur Zielscheibe von Angriffen und Hasstiraden lokaler Autoritäten. Insbesondere von Seiten des Journalismus musste er unbegründete Spötteleien und Kritik ertragen.

Da Bruder Mikhael, wie er sich selbst bezeichnete, in allen Lebensbereichen einen hohen moralischen Anspruch und eine tadellose Lebensführung bewies – seine Lehre gab er stets unentgeltlich weiter -, konnte zunächst keine offensichtliche Handhabe gefunden werden, um gegen ihn vorzugehen.

Schließlich fand sich jedoch ein Mann, der zuvor Aivanhovs Mitwirken zu einem äußerst obskuren Weltkongress gesucht hatte, von diesem jedoch aufgrund bestehender unethischer Motive der Kongressveranstalter zurückgewiesen wurde, zu einem perfiden Angriff bereit. Da er sich durch die Zurückweisung persönlich beleidigt fühlte, schmiedete er ein Komplott, bei welchem er sich seiner guten Beziehungen zu Pariser Behörden und der Polizei bediente und bezichtigte Aivanhov des sexuellen Missbrauchs junger Frauen.

Nach zehn Jahren fruchtbaren Wirkens in Frankreich erfolgte schließlich am 21. Januar 1948 aufgrund falscher Zeugenaussagen die überraschende Verhaftung und Einlieferung Aivanhovs in die Santé, ein Gefängnis bei Paris.

Obwohl er im Zuge eines späteren Wiederaufnahmeverfahrens voll rehabilitiert wurde und die gegen ihn gerichtete Intrige entlarvt werden konnte, wurde Mikhael Aivanhov zu vier Jahren Haft, 10 Jahren Aufenthaltsverbot und 500 000 Francs Bußgeld verurteilt.

Schon sehr bald widerrief eine der Klägerinnen ihre falsche Aussage. Zunächst nahmen die Dinge jedoch ihren Lauf und Mikhael Aivanhov musste zwei Jahre im Gefängnis verbringen, bevor er nach einer Berufungsverhandlung am 24. März 1950 freigelassen wurde.

Seine Anhänger, die jahrelang Zeugen von Aivanhovs vorbildlicher Lebensführung waren, mussten dieser Intrige und einer entsprechend üblen Presseberichterstattung, welche den guten Ruf Aivanhovs fast vollständig vernichtete, ohnmächtig zusehen.

Zahllose Menschen, die den Rat und die Lehre des Mikhael Aivanhov suchten, wurden in dieser Zeit von einer Begegnung mit ihrem geistigen Lehrer abgehalten und das äußere Vereinsleben verlor seine tragende Stütze. Viele Mitglieder der Fraternité konnten der tendenziösen Presseberichterstattung nicht standhalten und wendeten sich von der Lehre Aivanhovs wieder ab. Nur eine relativ kleine Schar hielt Mikhael Aivanhov während dieser Krisenzeit die Treue.

Erstaunlich ist, wie Aivanhov selbst die Zeit der gegen ihn geführten Kampagne kommentierte:

Aivanhov PortraitWas mir widerfahren ist, dass die Zeitungen mich vor aller Welt als Satyr, als Ungeheuer hingestellt haben, war das nicht das Allerschlimmste? Verleumdung empfindet man als tödliches Gift. Aber die Einweihungslehre zeigte mir, dass dies das Allerbeste war, was mir geschehen konnte, weil ich dadurch gezwungen wurde, einen unbekannten Weg einzuschlagen, in mir Waffen und ungeahnte Hilfsmittel zu finden, Kräfte, die ich sonst niemals entdeckt hätte.

Zwei Jahre verbrachte ich in tiefster Dunkelheit. “Ich durchlebte sie mit großer Freude. Alles war schwarz, sehr schwarz, tiefschwarz. Dieses Schwarz ist ein Mysterium, In ihm, in der Dunkelheit, nehmen die Dinge Gestalt an Weiß ist die Manifestation, Schwarz die Formung. Ein Kind nimmt im Schwarzen seine Gestalt an. Das Schwarze hat eine zweifache symbolische Bedeutung: Für den Normalmenschen ist die Farbe Schwarz gleichbedeutend mit dem Bösen, mit Egoismus, mit der Hölle. Für die Eingeweihten ist es das nicht verständliche, nicht geklärte Mysterium.

Inmitten der größten Schwierigkeiten stellte ich fest, dass es in mir ein Wesen gab, das sang. In jedem gibt es dieses Wesen, das alles sieht, alles beobachtet, aber das immer singt, und dem es egal ist, was geschieht.

Offensichtlich konnte Aivanhov die über ihn hereinbrechende Ungerechtigkeit zu einer tieferen Willenserkraftung nutzen. Während ein unschuldig verurteilter und von der öffentlichen Meinung verworfener Mensch sehr leicht versucht ist, in Gram und Zorn über den Undank der Welt gegenüber seinen idealistischen Motiven zu versinken, gelang es Aivanhov, den Strudel der geschilderten Ereignisse als entscheidende Phase seiner geistigen Reifung bzw. als seelische Prüfung aufzufassen.

Anstatt zum emotionalen Gegenschlag auszuholen, ließ er die Schmach der niederträchtigen Anschuldigungen über sich ergehen und gab sich während der Haft einer vertieften Betrachtung seiner Glaubensgrundsätze bzw. der ihm von seinem bulgarischen Lehrer Peter Deunov gelehrten Geisteswissenschaft hin.

Auch innerhalb des Gefängnisses versuchte er möglichst viel von der ihm innewohnenden Weisheit und Güte weiterzugeben. So dankten ihm viele Mitgefangene nach seiner Haftentlassung in Briefen für den geistigen Beistand, den sie durch seine Ratschläge und sein Beispiel erfahren hatten.

Aivanhov Portrait Aivanhov Portrait

Im Jahre 1953 wurde in der Nähe von Frejus der erste Sommerkongress der Fraternité abgehalten. Alle, die Mikhael Aivanhov inmitten der Diffamierungen die Treue gehalten hatten, versammelten sich dort um ihn.

Nach überstandener Haft konnte die Vereinstätigkeit mit gesteigerter Kraft wieder aufgenommen werden und die europaweite Lehrtätigkeit von Mikhael Aivanhov erfuhr bis zu seinem Tod im Jahre 1986 eine über 30jährige Blüte. Sein Werk besteht heute aus über 5000 mitstenographierten oder elektronisch aufgezeichneten Vorträgen, welche er in Frankreich oder auch in anderen Ländern wie der Schweiz, in Kanada, England, Griechenland, Schweden sowie in den USA und Indien hielt und welchen oft mehrere Tausend Menschen beiwohnten. Etwa hundert Bücher wurden in ca. zwanzig Sprachen übersetzt und fanden weltweite Verbreitung unter spirituell suchenden Menschen.

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Betrachtet man das philosophische, künstlerische, pädagogische und allgemein kulturelle Leben der um Mikhael Aivanhov entstandenen Bewegung, so gewinnt man den Eindruck, dass sich dessen spiritueller Impuls erst nach überstandener Diffamierung und trotz äußerer Angriffe zu einer besonders intensiven Wirksamkeit steigern konnte.

Aivanhov selbst hat zu diesem Thema gesagt:

Wie hat man die Eingeweihten doch alle mit Steinen beworfen… mit Bergen von Steinen! Aber sie fanden Mittel und Wege, sie in Edelsteine zu verwandeln. Das ist wahre Alchimie.

Aivanhov Portrait

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Noch als über 80jähriger widmete sich Mikhael Aivanhov intensiv der Kinder- und Jugendarbeit sowie regelmäßiger Vortragstätigkeit.

Fotos (c) prosveta

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