Eine kleine Geschichte zu den Naturfreunden Deutschlands

18. Dezember 2017 | Von | Kategorie: Fallbeispiele, Featured

Es war einmal eine Gruppe junger Frauen und Männer die den Klettertrainer-Schein-C-Mittelgebirge bei den Naturfreunden Deutschlands machen wollten.

Vergnügt fuhren alle nach Italien, um bei Torbole die Felsen zu erklimmen und zwischendurch die Theorie zu wälzen.

Nach dem ersten Tag der Mehrseillängen-Kletterei saßen alle unverdrossen in der Lanterna bei einem guten Kaffee zusammen und unterhielten sich über die bewältigte Tour des Tages.

Auf Nachfrage eines Teilnehmers kippt die Stimmung plötzlich. Der Erstbegeher wäre doch ein ganz komischer Kauz, ein Guru der seine Anhänger die Routen putzen lässt. Ui‘ da ist einem der Milchschaum in den Cappuccino Tassen gleich stecken geblieben! Langsam Schluck für Schluck, sickert das Wort „Guru“ und der Begriff „Sekte“ kommt dazu.  Ajajaj‘ da wird’s einem ja gleich ganz anders! Sekten sind doch diese Kapuzenmenschen, die um ein Feuer stehen, die wie die Kämpfer des IS auch so einer radikalen Anschauung ohne eigenständige Reflektion folgen … Und so was klettern wir? Komisch dabei sind diese „Sekten-Touren“ dennoch gut genug, dass wir sie am nächsten Tag gleich nochmal klettern.

Wenn‘s nicht so traurig wäre, hätte ich fast gelacht, denn man stelle sich vor, selbige Benennung war schon das Jahr vorher auch genannt geworden. Also jedes Jahr dieselben Ausbildungsinhalte… da müsste sich doch so ein Ausbildungsleiter mal überlegen, ob nicht er auch mal entstaubt gehört… -Verzeihung, seine Aussagen natürlich! Der künftige Klettertrainer erfährt nichts von dem Respekt aus der Achtung gegenüber einem Erstbegeher, stattdessen gibt’s einen kostenlosen Crashkurs mit realem Beispiel, wie Diskriminierung aufgrund einer Weltanschauung munter, frei und ohne Scham betrieben wird. Und keiner sagt etwas dagegen. Die Verstöße gegen §1 AGG, gegen das Grundrecht Artikel 3 Abs. 3, gegen Artikel 4 Abs 1 gibt‘s sogar noch als veranschaulichenden Nachtisch hinterher!

Herr Dr. Thomas Heinrichs schrieb für die Antidiskriminierungsstelle des Bundes eine Arbeit, in der die Wahrung und der Schutz von sogenannten „Weltanschauungen“ begründet wird. Zum Glück hat‘s der Ausbilder uns so leicht gemacht und gleich direkt den „Guru“ und dessen „Anhänger“ benannt!

So oder so – die Antworten vom Bundesvorstand der Naturfreunde Deutschland höchstpersönlich waren das Zuckerl‘e auf dem Berg der Häme. Ich warte immer noch geduldigste auf die angekündigte Stellungnahme vom 18.10.2016, wer weis – vielleicht braucht‘s ein paar Jahre „Kopf in den Sand stecken“, denn die eigenen Präambeln umzusetzen würde ja glatt eine Umstrukturierung nötig machen. Ich meine, ein Verein der „mithelfen will (…) an einer Gesellschaft, in der niemand seiner (…) politischen Überzeugung oder (seines) Glaubens wegen benachteiligt oder bevorzugt wird und in der alle Menschen gleichberechtigt sind und sich frei entfalten können (…)“- der kann ja das nicht plötzlich wörtlich nehmen! Wo kommen wir denn da hin, wenn wir alle halten würden, was wir versprechen? Da reden wir lieber bisschen um den Brei herum und kommen um die Ecke, dass der ERstbegeher Grill ein „Geschäftsmodell“ betreibe mit möglichen problematischen Abhängigkeiten. Zack – und dies war das am schnellsten begründetste fiktive Start-up – ich bin mir sicher!

Und einen Tag später war das Geschäftsmodell schon zur „Yogaschule“ konvergiert. Und da soll‘s noch Unternehmensberater brauchen! Ich schlage künftig den Bundesvorstand der Naturfreunde Deutschlands vor! Nebenbei lassen wir nochmal das Thema Guru bisschen aufleben, damit‘s auch nicht langweilig wird. Denn: „(…) wie Herr Grill von einem verehrt wird, wird er von anderem kritisiert (…)“ Beides wird zur Kenntnis genommen.

Nebenbei wird dann noch mit Bedauern festgestellt, dass ich so merkwürdige „Eindrücke“ gewonnen habe, „ein Herabsetzen von Menschen“ – aber ob es so was gäbe, kann aber nicht beurteilt werden, das ist ja undenkbar in der heilen Welt der Naturfreunde Deutschlands.  Schließlich muss der Ausbildungsleiter in der Karriereleiter hochklettern und da kann doch so eine dumme junge Trainerin nicht einfach reingrätschen! Deshalb werden die „Eindrücke“ auch in der folgenden Antwort lediglich zur Kenntnis genommen, mehr nicht, so wörtlich. Geschickter Schachzug, denn dem Mitglied das Mitspracherecht zu verweigern lässt schließlich den Geldhahn weiter laufen, trotz Abstellgleis. Grandios – wir D-I-S-K-R-I-M-I-N-I-E-R-E-N und es wird von den Naturfreunden lediglich zur Kenntnis genommen!

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Ein Kommentar auf "Eine kleine Geschichte zu den Naturfreunden Deutschlands"

  1. Sven sagt:

    Schöner, wenn auch in gesellschaftlicher Sicht trauriger, Text.
    Hat der Trainer denn konkret geäußert, welche „schlechte“ Erfahrungen er gemacht hat?
    Das Verhalten der „Naturfreunde Deutschlands“ ist natürlich indiskutabel und zeugt nicht gerade von sozialen und ethischen Werten…

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