Analyse eines Zeitungsberichtes der Süddeutschen Zeitung vom 13./14. April von Prof. Harald Feller
Ich bin Musiker und bilde, neben meiner Konzerttätigkeit und meiner kompositorischen Arbeit, als Pädagoge seit über vierzig Jahre junge Menschen im künstlerischen Orgelspiel aus. Ergänzend dazu beschäftige ich mich mit philosophischen Themen, Spiritualität, Anthroposophie und Yoga.
Nun habe ich in der Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung vom 13./14. April 2019 einen drei ganze Seiten umfassenden Bericht der beiden Journalisten Julius Heinrichs und Ralf Wiegand gelesen, der mich doch sehr betroffen gemacht hat.
Der „Guru“ ?
Schon die Überschrift „Der Guru“ mit den entsprechenden, den Bericht illustrierenden Bildern von Peter M. Hoffmann – einer Waschmaschine, die Gehirne wäscht und der im Lotus davor sitzende „Meister“ – suggerieren Gefahr, Angst und Bedrohung.
Von Indien herkommend bedeutet der Begriff „Guru“ ursprünglich soviel wie spiritueller Lehrer, der für den Schüler auf der Suche nach spirituellem Wissen und Methoden notwendig ist. Neben den rein spirituellen Lehrern bezeichnet man auch jene als Guru, die Künste wie Gesang, Tanz etc. unterrichten, da diesen dort noch heute sehr starke religiöse Bedeutung zukommt. In der westlichen Welt, besonders in Deutschland hat dieses Wort eine ganz gegenteilige, negative Bedeutung und ist häufig mit Abhängigkeit bis hin zur Gewalt assoziativ besetzt. In der Süddeutschen Zeitung ist der Begriff ganz mit diesem Begriffsverständnis verwendet worden. Ja man gewinnt den Eindruck, die Autoren des Artikels wollen weniger informieren, als vielmehr diesen Guru-Begriff in negativster Weise beschwören, um den Buchautor, Philosophen, Bergsteiger und Yogalehrer Heinz Grill zu dämonisieren.
Abwertung der Person als Stilmittel
Ich möchte nun im Folgenden diesen Zeitungsbericht analysieren und nach möglichst objektiven Kriterien im Hinblick auf seinen Informations- und Wahrheitsgehalt untersuchen und Widersprüche aufzeigen. Außerdem will ich die Hintergründe und die dahinter stehende Geisteshaltung der Autoren des Artikels zur Anschauung bringen und sie derjenigen Heinz Grills gegenüberstellen. Es geht mir dabei vor allem darum, die Person und ihre Arbeit wieder in einen, den Tatsachen entsprechenden Zusammenhang zu bringen.
Gleich zu Beginn wird in dieser Zeitung ein Tötungsdelikt, das sich innerhalb der Ärztefamilie B. ereignet hat, in eine ursächliche Verbindung zu Heinz Grill und einer angeblichen Gruppe gebracht, „allesamt zum Umfeld Heinz Grills gehörig, die den Staat vorführen, die Justiz lähmen, die Polizei in Atem halten, und gnadenlos alle Kritiker verfolgen“. Es wird so eine Behauptung eingeführt, um beim Leser ein bedrohliches Gefühl zu erwecken, ohne weiter auszuführen, wie denn Heinz Grill überhaupt mit dem Delikt in Verbindung steht, welches in seinem angeblichen Umfeld geschehen ist, wie man sich die „Vorführung“ des Staates vorzustellen hat oder wie die Polizei in „Atem gehalten“ wurde.
Stattdessen werden im Folgenden Einzelpersonen mit abwertenden Attributen belegt, um eine antipathische Stimmung zu erzeugen. So wird von diesen beiden Journalisten Heinz Grill als „Kopf einer Sekte, Metzgerssohn aus Soyen. Yogaheiliger vom Land, Experte für Lichtnahrung, der keine kritischen Nachfragen duldet“ abgewertet. Nicht einmal seinen Beruf als Schriftsteller und Autor zahlreicher Bücher und als staatlich geprüfter Heilpraktiker, sowie seine Reputation als ein in Fachkreisen bekannter und anerkannter Alpinist, der durch seine mehr als 120 neu geschaffenen Kletterrouten alleine im trentinischen Sarcatal ein europaweit bekanntes Klettergebiet geschaffen hat, wollten die Journalisten der Wahrheit entsprechend darstellen. Stattdessen haben sie ihn als „autodidaktischen Heiler“ und als „Bergführer der Touristen beglückt“ einerseits ins Lächerliche gezogen und ihm gleichzeitig den Beruf des Bergführers angedichtet, zu dem er keinerlei Ausbildung hat und den er niemals ausgeführt hat.
Dr. Daniele Ganser als „rechter Verschwörungstheoretiker“?
Ferner würde Heinz Grill „sich immer häufiger mit bekannten rechten Verschwörungstheoretikern wie etwa Daniele Ganser das Podium teilen.“ Nicht nur Herr Grill wird damit völlig abwegig einer rechten Szene zugeordnet, sondern auch Personen, mit denen er zusammenarbeitet, werden dadurch als „rechte Verschwörungstheoretiker diffamiert. Als Beispiel wird dabei der Wissenschaftler und Friedensforscher Dr. Daniele Ganser genannt, der als Wissenschaftler einen hervorragenden Ruf genießt, wenngleich er nicht unumstritten ist, seit dem der Tabubruch beging, Hintergründe des 11. September 2001 wissenschaftlich zu erforschen. Da die Ergebnisse seiner Forschung so sorgfältig belegt werden, dass sie für jeden logisch nachvollziehbar sind, können die Autoren Dr. Ganser nur mit der pauschalen und abwertenden Bezeichnung „Verschwörungstheoretiker“ beikommen. Dabei unterstellen sie ihm eine Aussage, die er in seinem ganzen wissenschaftlichen Werk nie getätigt hat, nämlich dass diese Anschläge vom 11. September 2001 die USA selbst beauftragt hätten. Dr. Daniele Ganser stellt aber lediglich die Fakten zum 11. September dar und zeigt die Widersprüche in der offiziellen Berichterstattung auf. Er regt zur eigenen Auseinandersetzung mit den Geschehnissen an und enthält sich bewusst jeglicher Mutmaßung und pauschaler Beurteilung, wer diese schrecklichen Anschläge beauftragt haben könnte. Er ermöglicht damit ebenso wie Heinz Grill einen wünschenswerten sachlichen und ergebnisoffenen Diskurs, der aber den Autoren der Artikels ein ganz besonderer Dorn im Auge zu sein scheint.
Gruppenzuschreibung als Mittel der Abwertung
Weiterhin werden Menschen, die sich für die Inhalte von Heinz Grills Vorträgen und Bücher interessieren kollektiv als „Grillianer, obskure spirituelle Gruppe, von der Einschüchterung, Bedrohung und Hetze ausgehen“ und als „brandgefährliche Sekte“ diffamiert. Glaubwürdige Quelle für diese Vorwürfe sucht man freilich vergebens. Es werden aber nicht nur H. Grill und die, die sich für seine Arbeit interessieren mit abwertenden Attributen belegt. Auch andere Menschengruppen werden kollektiv abgewertet. Da wird die Landbevölkerung von Soyen als „stockkonservativ“ und „grob“ beschrieben. Da werden Menschen, die einen tieferen Sinn in ihrem Leben suchen, pauschal als „fanatische Esoterikgruppen“, die genug Zeit und vor allem Geld besitzen, um sich dieses leisten zu können, zusammengefasst und kollektiv abgewertet.
So gegensätzliche geistige Strömungen bzw. Weltanschauungen wie Spiritismus, Anthroposophie oder Paranormales werden gleichgeschaltet und ohne Differenzierung, um was es sich dabei eigentlich handelt, als irrational abgetan. Die Autoren können sich offensichtlich nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, für die eine tiefere Sinnsuche im Leben ein existentielles Grundbedürfnis ist und beurteilen alles aus einem reduzierten und pauschalisierenden Weltbild, das ich nach allem, was ich bisher aufgeführt habe, als lebensfeindlich benennen würde. In raffinierter Weise werden Aussagen, die miteinander nichts zu tun haben, miteinander verknüpft, um eine gewünschte Stimmung zu erzeugen, die sich schließlich gegen Heinz Grill richtet.
So ist zu lesen: „Die Anklage im Fall des Doppelmords im südfranzösischen Ferienparadies umfasst 20 Seiten, nahezu in jeder taucht der Name Grill auf:“ Nun wäre man gespannt in welchem Zusammenhang Herr Grill in dem angeblichen Dokument aufgeführt ist. Stattdessen werden Fragen gestellt, die mit der zuvor erhobenen Behauptung überhaupt nichts zu tun haben, die aber dem Leser einen fiktiven Zusammenhang suggerieren: „Ist er ein Guru, gar Kopf einer Sekte? War der Doppelmord in Frankreich womöglich die Abrechnung eines Yogajüngers mit einer abtrünnigen Aussteigerin? Oder geht es letztendlich nur um das millionenschwere Erbe….?“ Hier wird das ganze Sektenklischee abgespult ohne logische Verknüpfung oder belegbare Tatsachen.
Ein weiteres Beispiel: „Wer sich heute dem Grillkosmos nähert spürt eine diffuse Angst. Die äußert sich darin, dass von offizieller Seite kaum eine Meinung einzuholen ist, obwohl die Gruppe seit vielen Jahren Justiz und Polizei beschäftigt.“ Da wird die Zurückhaltung der Behörden mit Angst vor einer angeblichen Gruppen in Zusammenhang gebracht. Tatsache aber ist, dass nach Auskunft der Behörden nichts gegen Heinz Grill vorliegt und staatliche Stellen aus guten Grund nicht an einer solchen Hetze, wie es der Artikel intendiert, beteiligen dürfen.
„Angeblich tauchen Grill-Schüler im privaten Umfeld von Menschen auf, die sich mit der Gruppe beschäftigen oder setzen wie auf Kommando das Mittel der Dienstaufsichtsbeschwerde, des Befangenheitsantrags oder der schnöden Denunziation ein.“ Wieder wird dem Leser die kollektive, quasi auf Knopfdruck reagierende Sekte vorgeführt, die vor nichts zurückschreckt. Bemerkenswert finde ich hier, dass die vom Gesetzgeber vorgesehene Rechtsmittel zum Schutze des Bürgers vor Willkür, wie Dienstaufsichtsbeschwerde und Befangenheitsantrag in einem Atemzug mit „schnöder Denunziation“ genannt wird. Wenn Journalisten schon keinen Unterschied mehr zwischen vorgesehenen Rechtsmitteln und unlauteren Mitteln machen, dann sind auch Zweifel an ihren daran geknüpften Beurteilungen berechtigt.
Nach alledem könnte man auf den Gedanken kommen, dass das anfängliche Bild der Gehirnwäsche gar nicht so falsch ist. Nur der Bezug ist falsch gewählt und scheint eine Projektion der Zeitungsschreiber selbst zu sein. Ebenso verhält es sich mit den behaupteten „Hetzkampagnen“ von „Grillianern“. Auch hier stellt sich die Frage, von wem die Hetzkampagne eigentlich ausgeht. Sätze, die mit „angeblich soll“ oder „man erfährt“ beginnen, sind jedenfalls kein geeignetes Mittel eine seriöse Berichterstattung zu gewährleisten.
Das positive Gegenbild
Als „positives Gegenbild“ wird als Opfer Frau Dr. B. geschildert, die laut Aussagen „engster Verwandter“ so die Süddeutsche Zeitung, „Zeit ihres Lebens eine Suchende war, alle spirituellen Moden ausprobiert hat, Religiöses von Indien bis Europa, alles, was sie zwischen Himmel und Erde für möglich hielt“. Offensichtlich fanden die beiden Zeitungsschreiber hier nichts Irrationales. Es scheint ihnen alles plausibel. Das positive Bild wird noch komplettiert, indem sie als „besondere Erscheinung, die [von Patienten als] liebevoll, bedingungslos hilfsbereit, fast selbstlos und gut gläubig, eben als guten Menschen“ geschildert wird, „ebenso ihr Mann, beide sind [laut SZ] besondere Erscheinungen, ein unbescholtenes Ehepaar“.
Gleichzeitig heißt es, Christine B. sei eine „Aussteigerin“ und, dass „Grillanhänger behaupten, nicht sie habe den medizinischen Kreis verlassen, sondern die anderen hätten sie rausgeworfen.“ Durch ein zitiertes Schreiben von Heinz Grill in dem er zwar höflich aber ebenso unmissverständlich zum Ausdruck bringt, dass er mit ihr und ihren Machenschaften nichts mehr zu tun haben will, „…ich…möchte, um weitere Verwicklungen zu vermeiden, mich grundsätzlich für immer verabschieden.“, belegt die Süddeutsche Zeitung selbst im Artikel, dass die Behauptung der angeblichen „Aussteigerin“ nicht stimmen kann. Sie ist demnach nicht ausgestiegen sondern Heinz Grill hat sich von ihr „für immer verabschiedet“. Liegt nicht hier der eigentliche Grund für ihre Angriffe und den Hass auf Heinz Grill, den sie zu Lebzeiten zum Ausdruck brachte?
Wenn nun ehemalige Patienten, gerichtlich gegen ihre ehemalige Ärztin Dr. Christine B. vorgehen, weil sie ihnen erheblichen Schaden zugefügt hat, werden diese kollektiv als „Grillschwarm“, der die Justiz behindere, diffamiert. Was nicht in der Zeitung steht ist, dass Frau Dr. B. etliche Male wegen ärztlicher Schweigepflichtverletzung, Kassenbetrug und anderer Delikte rechtskräftig verurteilt wurde. Stattdessen werden unhaltbare Zusammenhänge konstruiert, um Heinz Grill zu kriminalisieren.
Prüfung der Quellen als journlistische Pflicht
Die Informationen für ihren Artikel haben die beiden Journalisten augenscheinlich vorwiegend von den Familienmitgliedern der Familie B. und denen, die diesen sehr nahe stehen, erhalten. Die umfangreiche Literatur Heinz Grills haben sie nicht zur Kenntnis genommen, sondern nur vereinzelt Texte dazu benutzt, um Aussagen aus dem Zusammenhang zu nehmen und in einen Sinn verkehrenden Kontext zu stellen. Ein kurzes Zitat über das Brotbacken, das ohne einen Zusammenhang völlig unverständlich bleiben muss, wird beispielsweise so kommentiert: „Klingt lustig, ist es aber nicht“. Selbst hier wird noch Gefahr suggeriert. Es stellt sich darüber hinaus die Frage, warum sich Heinz Grill überhaupt mit Brotbacken beschäftigt, wo er doch, laut Süddeutscher Zeitung, „Experte für Lichtnahrung“ ist. Dies ist aber nicht die einzige unlogische Passage.
Respekt macht abhängig?
An anderer Stelle ist zu lesen:„Je mehr Respekt ihm seine wachsende Anhängerschaft entgegenbringt, umso größer wird der Personenkult. Der Yogaheilige vom Land pflegt seinen Ruf, indem er sich auch immer seltener bei seinen Schüler zeigt.“ Hier liegt schon zu Beginn ein Fehler in der Logik vor: Respekt vor einem Menschen und seinem Werk schafft eine bessere Beziehung zu diesem und nicht einen Personenkult. Das ist meine Erfahrung einer Jahrzehnte langen Lehrtätigkeit als Hochschullehrer. Unterwürfigkeit und Selbstaufgabe schaffen Personenkult. Ich weiß, dass Heinz Grill jegliche Huldigung und jedes Gurutum entschieden zurückweist. Dies habe ich selbst etliche Male erlebt. Seine Intention läuft diesem Vorwurf diametral entgegen. Er beschreibt das Ideal des freien Menschen, der ohne bindende Abhängigkeiten seine Individualität entwickelt, was sich unmittelbar in einer wachsenden Kreativität, Moralität und Beziehungsfähigkeit ausdrückt. Er sucht die Begegnung mit allen Berufsgruppen und sozialen Schichten. Es geht ihm weder um „Erleuchtung“ noch um „Entschlüsselung seiner Person“, sondern um klare Gedankenbildung, die am Objekt orientiert ist. Das direkte Gegenbild dazu ist diese Art von Projektionen, Pauschalisierungen und manipulierende Stimmungsmache, wie sie dem Leser in dem Zeitungsbericht entgegentritt.
Ein freies Menschenbild gefährdet die Kirchen
Für die beiden Autoren ist Heinz Grill einer, „der an den Menschen glaubt und nicht nur an Gott und die Arbeit.“ Kann man an die Arbeit glauben? Wohl kaum. An den Menschen zu glauben wird hingegen als Makel dargestellt, der nach Logik der Schreiber die Konsequenz in sich trägt, dass „er einer ist, der deshalb auch von Regeln nichts hält und die Flucht aus den Zwängen der Gesellschaft bietet.“ Wenn man also an den Menschen glaubt, führt dies in der Logik der Journalisten zu Regellosigkeit und Weltflucht. Gerade weil Heinz Grill den Menschen mit seinem schöpferischen Potential in die Mitte stellt, ergibt sich daraus eine Konsequenz für den nach Entwicklung strebenden Menschen, der sich in einer zunehmenden Moralität, einer Verantwortung sich selbst und dem anderen gegenüber, aber auch im sichtbaren schöpferischen Ausgestalten der verschiedenen Lebensbereiche zeigt. Das Studieren der Gesetze des Kosmos und des Geistes und ihre Verbindung zur physischen Welt ist hier eine Disziplin. Dieser Yoga ist keine Flucht, sondern eine Möglichkeit, Ideale zu kreieren, die einen tiefer zu sich selbst, zu seine Mitmenschen und zur Welt in Beziehung bringt.
Man versteht jetzt zumindest warum ein Menschenbild, das den freien Menschen als Individuum mit seinen Entwicklungsmöglichkeiten ins Zentrum rückt, wie es bei Heinz Grill (übrigens auch in der Anthroposophie Rudolf Steiners) der Fall ist, mit einem mehr kirchlich orientierten Ideal, das kollektiv ausgerichtet ist, nur schwer vereinbar ist. Hierin liegt nach meinem Dafürhalten auch der eigentliche tiefere Grund für die kirchliche Bekämpfung von verschiedenen Geistesrichtungen. Die innere Freiheit des Menschen ist für jede Institution eine Gefahr. Nun stellt sich aber an dieser Stelle die Frage, wer die eigentliche “Sekte“ ist und wer nicht. Für die etablierten Religionen ist die Sache klar: So zitiert die Süddeutsche Zeitung das Erzbistum Freiburg, dessen Sprecher die „große Abhängigkeit“, die dabei angeblich entstehen soll, betont. Würde der Leser nicht zu gerne wissen, wie denn so eine Abhängigkeit in dem konkreten Fall aussieht?
Die Bezeichnung „Sekte“ als undiffernzierter Kampfbegriff
Was versteht man im heutigen Sprachgebrauch aber unter Sekte: „In Deutschland stellte die Enquête-Kommission über „Sogenannte Sekten und Psychogruppen“ 1998 fest, dass in der Umgangssprache der Begriff „Sekte“ sich zunehmend auf Gruppen bezieht, denen vorgeworfen wird, in Lehre und Praxis systematisch gegen ethische Überzeugungen wie Menschenwürde, Menschenrechte, Freiheit, Toleranz, Selbstentfaltung oder Selbstverwirklichung zu verstoßen, statt Entfaltungsfreiheit Abhängigkeit zu produzieren, die Menschen zu entwürdigen und zur Intoleranz anzuleiten. Der umgangssprachliche Sektenbegriff leide damit an einer erheblichen inhaltlichen Undifferenziertheit; er sei in hohem Maße kritikwürdig und werde von der Kommission daher nicht verwendet….. Mit Blick auf den Bericht der Enquete-Kommission empfahl das Bundesverfassungsgericht gleichwohl staatliche Stellen sollten diese Begriffe, auch wenn sie verfassungsrechtlich unbedenklich seien, nicht mehr verwenden.“ (Wikipedia)
Die Kirchen und die Presse benützen seither diesen Begriff so, dass sie ihn direkt nicht nennen, aber dennoch – wie auch in diesem Artikel – umso wirksamer suggerieren.
Wie ist die Quellenlage?
Einer zentralen Frage möchte ich doch noch auf den Grund gehen: Wer sind die Informanten, die diesen Zeitungsartikel veranlasst haben? Engste Verwandte, ehemalige Patienten, eine angebliche „Aussteigerin“ und Anwälte der Familie B. werden da genannt, die Tochter und der Schwiegersohn, die beide dem Leser als unglaubwürdig dargestellt werden. Die Schwester von Heinz Grill, die, obwohl sie ihren Bruder seit 18 Jahren weder gesehen noch gesprochen hat wissen will, dass die angeblichen Sektenmitglieder ihren Bruder „heiligsprechen lassen“ wollen. Eine geradezu groteske Behauptung, wenn man sich nur ein wenig mit dem kirchenkritischen Standpunkt des Heinz Grill auseinandergesetzt hat.
Eines wird aber bei einigermaßen klarer Betrachtung der Lage deutlich, nämlich dass es sich in der Familie der Christine B. um einen Familienkonflikt von größerem Ausmaß handelt. Wenn man nun die Homepage von Christine B. ansieht, dann wird dies noch deutlicher. (https://web.archive.org/web/20151114155140/http://www.christine-bornschein.com/)
Hier einige biographische Notizen aus ihrer Homepage:
„Schon früh beschäftigte ich mich mit der Philosophie Kants, der ja wie ich in Königsberg geboren wurde. Ich hatte bereits mit 9 Jahren den kategorischen Imperativ vollständig verstanden und verinnerlicht. Heute weiss ich, dass dies kein Zufall gewesen ist, da Kant in diesen ersten Jahren meines Lebens in mir weiterlebte, bis ich später zum Gefäß für ein noch höheres, die ganze Menschheit betreffendes Wirken werden durfte.“
„Ich merkte schon sehr früh in meinem Leben, dass die Menschen, die mit mir in Berührung kamen, auf wundersame Weise gesegnet und geheilt wurden.“
Daher ergriff ich den Heilberuf und wurde Ärztin. Es war mir deutlich, dass es zur Heilung nur notwendig war, aus meinem gesegneten Leben zu erzählen. Patienten, und vor allem Patientinnen, denn meine Lehre richtet sich vor allem an die Frauen wurden damit stärker und stabiler in ihrem Wissen um die Spiritualität verankert.
Die so unendlich lange durch die Barbarei des Patriarchats unterdückten Frauen sind das eigentliche spirituelle Geschlecht. Wir Frauen sind, wie mir Baba im Traum mitteilte, zu den eigentlichen spirituellen Führungsaufgaben der Zukunft berufen, Ich bin gekommen, um diese neue Ära vorzubereiten.
Mitte der 80er Jahre suchte ich Osho auf, den großen Guru der damaligen Zeit, und weihte mich ihm sogleich vollständig. So wurde auch er wurde von meinem Leben und Wirken nachhaltig berührt. Seine Lehre war noch nicht rein genug und meine kurze Anwesenheit in seiner sangha führte die notwendigen Reinigungsprozesse herbei. …..Später galt meine ganze Liebe Sri Sathya Sai Baba, dem großen Avatar aus Puttaparthi. Von ihm habe ich 3 goldene Ketten bekommen. Er ist immer in meiner Nähe, das fühle ich. Ich bin von 1988 bis 2011 immer wieder nach Indien gefahren. Ich war immer sehr wichtig für ihn. Er hat mich immer empfangen.
„Ihre Befreiung geschieht, wenn SIE wirklich Instrument Gottes werden!
Nur über einen Blick oder einen Briefwechsel kann ich Ihren Willen ins Positive umlenken. Diese göttliche Gabe können Sie bei meinen Darshan erleben. Die Worte die ich beim Darshan an Sie richte, haben Kraft zur unmittelbaren Manifestation. Kontakte und Therapien und Darshans sollten nicht zu oft erfolgen. Ein Mal pro Monat genügt in der Regel sonst kommen die Devotees zu sehr ins Getragensein und werden passiv.“
„ICH und Sathya Sai Baba„
Sai Baba segnete mich unzählige Male. Seit seinem Tod fühle ich seinen unmittelbare Nähe und seine Kräfte sind nun als Zwischeninkarnation auf mich übergegangen. Auf der Suche nach einem für seine hohen Kräfte vorbereiteten Leiblichkeit wählte der PURNA AVATAR mich aus um sein irdisches Wirken nicht unterbrechen zu müssen.
Bis zu seinem Kommen als PREMA SAI bin ich der QUELL SEINES LICHTS“
Das klingt jetzt nicht gerade danach, wie die Süddeutschen Zeitung behauptet, dass es sich bei Christine B. „um eine zeitlebens Suchende“ handelt. Hier stilisiert sich ein Mensch ganz im Gegenteil selbst zu einer einzigartigen spirituellen, ja göttlichen Autorität, deren Anblick im Darshan (segensreicher Anblick eines Gottes oder Heiligen) allein genügt, um beim Devotee (Verehrer) „alles ins Positive zu lenken“. Die in der Süddeutschen Zeitung zitierten Aussagen der Tochter B. „nicht Heinz Grill sei das Oberhaupt einer Sekte, vielmehr habe ihre eigene Mutter fundamentalistische Strukturen errichtet und sei die eigentliche Sektenherrin“ oder die Aussagen von ehemaligen Patienten, „sie sei geltungssüchtig und halte sich für ein Gottgleiches Wesen“ finden hier in Christine B’s eigenen Worte eine Bestätigung.
Da wird doch sehr deutlich, wo die Problematik liegt, wenn von Sekte, Gurutum oder Abhängigkeit die Rede ist. In einem hier zum Ausdruck kommenden Größenwahn, der die Menschen in eine Abhängigkeit bringen will, in dem man sich selbst in einer krankhaften Weise erhöht, scheint die Wurzel des Familienkonfliktes zu liegen, der nun allem Anschein nach auf Heinz Grill projiziert wurde, um sich nicht mit der eigenen vermutlich kranken Familienstruktur auseinandersetzen zu müssen. Eine einstmals angesehene Zeitung hat sich dazu benützen lassen in einem unseriösen Journalismus, der nicht mehr auf sachlichen Informationen beruht sondern auf Vermutungen und Unterstellungen.
Die Intensionen Heinz Grills
Ich will hier als Gegenbild einen Text aus der Homepage von Heinz Grill anführen, der seine Intentionen beschreibt:
“Bei meiner Arbeit wird besonderer Wert darauf gelegt, dass Spiritualität nicht durch Bekenntnisse oder allgemein in gruppenorientierten Ausdrucksformen lebt, sondern in jedem einzelnen Menschen in Maß und Ziel der Möglichkeiten individualisiert wird. Die gesamte Ausrichtung ist nicht eine typische esoterische, energetische oder mystische, sondern eine konkrete, bewusstseinsbildende und vor allem durch objektivierende Prozesse bewusstseinsstabilisierende und auf das Individuum bezogene, freiheitsfördernde Arbeit. Sie möchte den Menschen in einer freien Entwicklung des Willens, einer bereichernden Förderung von inneren und tieferen Empfindungen und einer dynamisch bewegten Gedankenbildekraft fördern.”
Es wird hier ein in Maß und Ziel individueller Entwicklungsprozess beschrieben, der vom Bewusstsein des einzelnen Menschen ausgehen und von diesem auch gewollt sein muss. Jede Außeneinwirkung also im Sinne, dass dem Einzelnen etwas aufoktroyiert oder er manipuliert wird (wie beispielsweise in dem Artikel der Süddeutschen Zeitung oder den Praktiken der Frau B.) ist für den hier angestrebten Entwicklungsprozess als schädlich beschrieben und bewirkt das Gegenteil. Objektivierende Prozesse, die vom genauen Betrachten des Objektes ausgehen und dieses weiter zu erforschen suchen, werden hier erstrebt.
Ein Beispiel aus der Musik
Ich möchte das einmal an einem Beispiel aus der Musik erläutern: Im Musikleben der klassischen Musik lassen sich zwei Strömungen beschreiben: Die eine, mehr rückwärtsgewandte, geht von einem ganz subjektivem Empfinden des Musikers aus. Ausgangspunkt ist das eigene subjektive Empfinden oder das einer Autoritätsperson (Lehrer, Dirigent), das von dem Schüler oder dem Orchestermusiker nur erfüllt werden muss. Die Vorgaben können dabei sehr phantasievoll sein und wenn diese von einem hohen Wahrheitsempfinden geleitet sind, dann kann auf diese Weise auch eine große Kunst entstehen. Dies wird aber in unserer Zeit zunehmend schwieriger, da der Konzertbetrieb immer mehr von Konsum und materialistischen Marktmechanismen geleitet wird. Diese wollen eine Art „Guru“, der organisatorisch aufgebaut wird, die Massen anzieht und damit den Gewinn maximiert.
Der zweite, m.E. mehr in die Zukunft weisende Umgang verzichtet zunächst auf das subjektive Ergreifen des Kunstwerks und geht von den objektiven Gesetzmäßigkeiten der Partitur, dem Stil, den aufführungspraktischen Gegebenheiten u.s.w. aus. Durch diese intensive gedankliche Auseinandersetzung gewinnt der Musiker eine konkrete Kenntnis und allmählich auch eine Empfindung für das zu studierende Werk. Da der Einzelne eine gegebene musikalische Struktur aber unterschiedlich empfindet, kann es auf diese Weise zu vielen unterschiedlichen überzeugenden Lösungen kommen, in denen sowohl das Stück zum Ausdruck kommt als auch die Individualität des Musikers. Sobald aber diese einmal gefundene Struktur wieder zum Dogma erhoben wird, die nur eine gültige Lösung zulässt, oder sich nicht mehr weiterentwickelt, verhärtet der Prozess und der schöpferische Impuls wird getötet. Die Freiheit, die aber nicht mit Willkür verwechselt werden darf, muss deshalb gewährleistet sein.
Um es noch einmal mithilfe der von Rudolf Steiner und auch von Heinz Grill beschriebenen Seelenkräften des Denkens, Fühlens, Wollens auszudrücken, ist zuerst die „dynamisch bewegte Gedankenkraft“ am Werk, der eine sich intensivierende Empfindung folgt, die schließlich in der willentlichen Umsetzung manifest wird.
Heinz Grills tatsächlichen Aussagen zur Krebskrankheit
Bei dem in der Zeitung zitierten Ausschnitt „laut Eigenwerbung bietet Grill spirituelle Perspektiven und berufliche Orientierung im Sinne von Seelenleben und fachlicher Kompetenz“ handelt es sich nicht um Reklame, sondern um die Beschreibung eines Entwicklungsweges: Vom Denken ausgehend in ein vertieftes Empfinden kommend, bekommt die fachliche Kompetenz und Umsetzungsfähigkeit, die dem Willensbereich zugeordnet ist, eine neue, seelische Qualität. Von den beiden Zeitungsschreibern kommt für solch einen Zusammenhang, den sie wahrscheinlich gar nicht verstehen, nur das Wort: „krank?“ in Frage. Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, welch gehässige Bösartigkeit hier die Feder führt.
Auch bei der Aussage „Heinz Grill spricht den Übungen sogar bei Krebserkrankungen magische Kräfte zu und verbreitet in einem Buch die Theorie, daß Krebs ohne Operation oft die besseren Chancen zur Ausheilung besitze.“ handelt es sich um eine bösartige Entstellung, indem ein Text aus dem Zusammenhang genommen wird, um eine vollkommene Sinnverdrehung und Verfälschung der tatsächlichen Aussage zu erreichen. Im originalen Text in dem Buch, der von jedem nachgelesen werden kann, sind solche Aussagen nicht enthalten.
Man kann in dem Buch „Die Krebskrankheit“ über die Körperübungen folgendes lesen: „Werden die Körperübungen mit einem gezielten Einsatz des eigenen Willens und mit geeigneten Inhalten praktiziert, so können sie auf relativ rasche Weise das Immunsystem stärkend beeinflussen und eine Krebstherapie begleiten.“ (S.36) Das Gegenteil von „magischen (geheimnisvollen, zauberischen) Kräften“ ist also hier am Werk, nämlich das individuelle Bewusstsein des Menschen! Er mahnt aber auch gleichzeitig einen „vorsichtigen Umgang“ der Übungen „bei Metastasen“ an.
Der von den Urhebern des Berichtes konstruierte Gegensatz von Heilmethoden der Schulmedizin, als deren Befürworterin ausgerechnet die Ärztin Christine B., die den Darshan als geeignetes Therapiemittel anwendet, suggeriert wird, und den angeblichen magischen Methoden von Heinz Grill, stellt sich in folgender Passage aus dem genannten Buch als vollkommen unzutreffend heraus:
„Die größte Schwierigkeit, die in der Heilung der Krebskrankheit besteht, liegt darin, aus den engen Schranken der subjektiven Eingeschlossenheit des determinierenden Leibes herauszukommen, das Geschehen, das sich in Form von Verletzungen bis in die Tiefe des Leibes eingegraben hat, anzunehmen, zu objektivieren und aufzulösen und schließlich aus der gegebenen Situation neue Perspektiven mit reineren Zielen und klareren, konkreteren Gedanken zu entwickeln. Der ganze Mensch ist in seiner Heilstherapie zur Bewusstseinsarbeit an sich selbst und an der Situation aufgefordert. Die Therapien, die nötig sind, wie Operation, Strahlen- oder Chemotherapie, können unter Umständen auf notgedrungene Weise dem Körper helfen. Sie sind aber noch nicht die wirklichen Möglichkeiten, eine Heilung herbeizuführen. Erst wenn der Neubeginn eintreten kann und das Lebensinteresse sich auf neue Wogen begibt, kann das Alte mit seinen Wunden und Beeinträchtigungen zurückweichen. Sowohl der Patient als auch der Therapeut ist zu dieser Arbeit auf das höchste Maß herausgefordert.“
„Obwohl die Operation oder die therapeutische Maßnahme von schulmedizinischer Seite so früh wie möglich eintreten soll, müsste nun dennoch ein ganz anderer Denkvorgang die Therapie begleiten. Es ist nicht verkehrt, wenn rechtzeitig operiert wird, jedoch ist es notwendig, dass mit einer rechten Einstellung und Bewusstheit nun ein angstfreieres, solideres und erdnahes Denken entfaltet wird. Von einem genaueren Standpunkt aus betrachtet dürfte zwar der Körper von einem Karzinom befreit werden, in der Seele aber müsste die betroffene Person nun entgegen der Rückzugsgesinnung einen aktiven Beziehungsschritt absolvieren. Sie müsste eine tiefere und lebensnahere Verantwortung aufnehmen, ein Ja-Wort zu dem Partner erringen oder einen anderen neuen Lebensschritt in die Zukunftsperspektive beginnen und integrieren und dabei mit dem eigenen Ich über die Dimension des Körperlichen hinauswachsen.“
Heinz Grills Anliegen ist es also gerade nicht Methoden und Ansichten gegeneinander auszuspielen und zu polarisieren, sondern die Dinge objektiv, das heißt vom Objekt ausgehend, möglichst sachlich und anschaulich zu beschreiben und dem einzelnen Menschen die Freiheit zu überlassen, für was er sich entscheiden will. Von einer anderen Perspektive aus, durchaus in einem erweiternden, die Polarisierung überwindenden Sinne, ist später zu lesen:
„Solange Erschöpfungszustände im Leben bestehen, verliert sich zunehmend die natürliche Gestaltungskraft der Organe und Glieder, und der Mensch wird somit wie ein offenes Flußbett für das lebensträchtige Wasser, das sich in einem unendlichen Wachstum vermehren möchte. Wenn wir diese einfachen, vielleicht sehr laienhafte Bilder benützen, so wird mit diesen aber leichter verständlich, daß eine Operation in dieses Fließen von bestehenden und kommenden Lebensprozessen eine ungewöhnliche Unruhe hineinbringt, und es ist so, als ob nicht das fremde Wasser, sondern das Flußbett, in dem sich das Wasser aufhalten möchte, ausgehoben wird. Das Wasser aber mit seinem drängenden Wirken bleibt und findet kein rechtes Strombett mehr vor. Es ist wie ein Regen, der allzu leicht nun die anderen Talregionen überschwemmt. Viele Erfahrungen zeigten deshalb auch, daß Krebskrankheit ohne Operation oftmals die besseren Chancen zur Ausheilung besitzt. Die Operation bewirkt nicht selten eine größere belastende Störung und Unruhe….“ (S.266)
Jene neueren Methoden wie die Hyperthermie und die perkutante Bio-Elektrotherapie mit galvanischem Strom dürften hier eine ganz außergewöhnliche Bedeutung für die Zukunft gewinnen, denn sie bewirken keine aufflammende Unruhe im Körper und verhindern auf natürliche Weise das Wachstum des Tumors.“ (S.267)
Hieran kann man sehr gut die Fähigkeit Heinz Grills erkennen, die Dinge genau zu beschreiben und zu einer Synthese zu führen. Er lässt somit den einzelnen frei und überlässt ihm seine Entscheidung.
Welche Motive verfolgen die Autoren – welche Heinz Grill ?
Zum Abschluss möchte ich noch die Motive beleuchten, die sich aus dem bisher Dargestellten ergeben:
Die Motive der Journalisten wurden offensichtlich angeregt von der Familie B. und deren Umfeld, die jedoch wieder auf den Angaben von Christine B. selbst basieren. Wollten sie nur eine reißerische Story, die sich vielleicht gut vermarkten lässt oder gibt es andere Motive, die die Journalisten leitete? Allem Anschein nach wirkt Heinz Grills konkret beschreibende Art, die den Menschen zur eigenen Urteilsbildung anregt und sogar auffordert, bedrohlich auf die von Projektion und Polarisierung geprägte Berichterstattung.
Die Familie B. erträgt es nicht, den eigenen internen Familienkonflikt anzuschauen und zieht es vor, ihn mit extremer Aggressivität nach außen zu projizieren. Frau Dr. Christine B. hinterließ weder etwas Erwähnenswertes auf dem Gebiet der Medizin, noch in spiritueller Hinsicht, außer einem spirituellen Zentrum in München, das nach einer altägyptischen Gottheit benannt ist. Deshalb hatte Heinz Grill für sie eine solche Bedeutung, weil hier Substanzielles auf vielen Lebensbereichen vorliegt. Sie hat diese aber dazu missbraucht, sich als spirituelle Autorität aufzuspielen. Auf die Distanzierung Heinz Grills hat sie mit Hass und Verleumdung reagiert. Hier muss nach meinem Dafürhalten das Zentrum der ganzen Schwierigkeiten gesucht werden.
Die Ablehnung der Kirchen an jeglicher Erkenntnisbemühung oder geistige Schau des Individuums, die nicht kirchenkonform ist, ist meines Erachtens aus deren hierarchischen Struktur zu verstehen. Wahrheitsansprüche jeglicher Art verhindern tiefere Erkenntnis und führen zu moralischen Verfall. Die vielen jährlich verkündeten moralisierende Aufrufe sind da wenig hilfreich und bewirken nichts, wenn sie den Menschen in seiner moralischen Verantwortung nicht frei lassen. Wenn man das Ideal des sich frei entwickelnden Menschen zugrunde legt, müsste das System hinter der Individualität zurücktreten. Gleicht da nicht jeder Papst, der als der oberste unfehlbar erklärte Repräsentant eines Kirchensystems, dessen Amtsbefugnis über alles andere hinausgeht, einem mehr westlich geprägten Guru?
Was ist nun aber das Motiv von Heinz Grill? Sein ersten Anliegen ist das Individuum in der Entwicklung voranzubringen. Er will den Menschen als physisches und geistiges Wesen wieder in den Mittelpunkt rücken. Die Systeme sollen der Menschheit im Sinne eines seelisch, geistigen Wachstums dienen und nicht umgekehrt. Die Entwicklung seines bemerkenswerten „sozialen Prozesses“ zielt darauf ab, den Menschen mit tieferen Inhalten zu größerer Dialogfähigkeit und gegenseitiger Wahrnehmung zu bringen. Themengebiete werden rational erörtert und daraus Lebensziele, Perspektiven und Ideale entwickelt. Jegliche Art autoritativer Struktur und Gruppenbildung sind da nur hinderlich. Auch das Zurückziehen aus der Leistungsgesellschaft in „esoterische Zirkel“ ist letztlich eine Flucht, die nicht zu einer wirklichen seelisch geistigen Entwicklung taugt. Jedes einzelne Individuum soll tätig werden mit seinen individuellen Möglichkeiten. Es bedarf dazu des physischen Plans mit seinen vielen Arbeitsfeldern, in denen die seelisch geistigen Kapazitäten ihren Ausdruck finden können. Je mehr der einzelne aus einem entwickelten Selbst heraus eigenverantwortlich tätig wird, umso heilbringender kann es für die Mitmenschen, für ihn selbst und für die Welt sein. Der schöpferische Aspekt ist dabei ganz wesentlich. Das heißt, dass der Focus nicht so sehr im Vergangenen liegt, sondern in die Zukunft hinein gedacht werden kann. Heinz Grill hat dies mit dem Gegensatz von Nachdenken und Vordenken beschrieben. Die Frage ist nicht: wie optimieren wir das bestehende System, sondern welche Ansätze können wir schaffen, um den Erfordernissen der Zukunft besser gerecht werden zu können. Es ist ähnlich wie in der Musik. Wenn man ein Kunstwerk bei jeder Aufführung nicht neu denkt und nur wiederholt, was man sich einmal erarbeitet hat, verliert es seine Kraft und Lebendigkeit.
Heinz Grill legt mit seinem Werk die Grundlagen für eine Kultur, die ganz am Menschen und seiner notwendigen Entwicklung orientiert ist. Dass damit mancher seine angehäuften Pfründe bedroht sieht, ist verständlich. Dass aber daraus eine so aggressive und bösartige Reaktion voller Unterstellungen entstanden ist, wie in dem Artikel der SZ hat seine Ursachen sicher in tieferen und nicht sogleich greifbaren Schichten.
[…] – Wohin steuert der Journalismus heute? […]